In Österreich sind ca. 140.000 Menschen von Demenz betroffen. 75% davon sind über 75 Jahre alt. In Niederösterreich werden ca. 22.000 solcher Menschen betreut - 80% davon von Angehörigen daheim.
VALIDATION ist eine Kommunikationsmethode und Haltung, die es ermöglicht, mit sehr alten und desorientierten Menschen wertschätzend in Kontakt zu treten.
Validation leitet sich aus dem englischen Wort to validate (für gültig erklären, bestätigen) bzw. aus dem lateinischen valere (wert sein) ab und bedeutet, die Realität (Aussagen, Gefühle, Bedürfnisse) der desorientierten Person durch eine empathische, wertschätzende Haltung für gültig zu erklären bzw. anzuerkennen.
Validation wurde von der Sozialarbeiterin Naomi Feil 1990 von Cleveland (USA) nach Europa getragen. Sie entwickelte diese Methode aus der klientenzentrierten Gesprächsführung des Psychologen Carl Rogers heraus.
Validation ist eine Methode, um den Zugang zu dementen, verwirrten alten Menschen zu ermöglichen und beinhaltet
Validation hilft bei desorientierten, über 80 jährigen Menschen ohne psychiatrische Erkrankung. Es gibt viele sehr alte Menschen, die auf Validation positiv reagieren.
Validation wurde nicht entwickelt für Menschen, die
Die Grundprinzipien der Validation beziehen sich auf mangelhaft orientierte oder desorientierte, sehr alte Menschen und bilden die Grundlage für die Anwendung von Validation:
N. Feil folgt in ihrer Theorie der Idee der Lebensstadien und ihrer Aufgaben vom bekannten Psychologen Erik Erikson. Diese Theorie besagt, dass jeder Mensch in jedem Lebensalter bestimmte Lebensaufgaben zu erfüllen hat. Wie wir uns entwickeln hängt davon ab, wie gut wir die jeweiligen Aufgaben erfüllen können. Von der Geburt bis zum Lebensende mühen wir uns damit ab, unsere Aufgaben zu erfüllen - diesen Prozess kann man als ein Grundbedürfnis sehr alter Menschen verstehen. Der Versuch, bisher unerledigte Lebensaufgaben zu lösen, ist eine der Hauptursachen für das bizarre Verhalten mangelhaft orientierter und desorientierter Personen. Naomi Feil ergänzt die Theorie der Lebensaufgaben Eriksons um ein letztes Stadium ("Stadium der Aufarbeitung oder des Vegetierens") und unterteilt dieses in vier Phasen:
Durch den Einsatz von verbalen und nonverbalen Validationstechniken kann es gelingen, einen Zugang zur Welt der alten Menschen zu finden und einen weiteren Rückzug zu verhindern. Die Veränderungen im Verhalten erfolgen langsam und fluktuieren von Tag zu Tag, es findet aber eine anhaltende Veränderung statt. Einige zu erwartende Resultate sind:
Diese Veränderung bringen in weiterer Folge auch bedeutend weniger Stress und wieder mehr Freude und Energie bei pflegenden Angehörigen und professionellen Pflegekräften.
Quelle: N. Feil/Vicki de Klerk-Rubin: Validation - Ein Weg zum Verständnis verwirrter alter Menschen
Im folgenden einige Beispiele, die Ihnen die Vorgangsweise der Validation zeigen sollen. Als erstes immer eine Aussage einer mangelhaft orientierten, alten Person in Phase I. (AP), dann eine mögliche Reaktion eines Gesprächspartners (GP) und zum Vergleich eine mögliche Äußerung einer in Validation geschulten Person (Validationsanwender VA):
AP: "Kümmern Sie sich um ihre eigenen Sachen."
GP: "Ich wollte Ihnen ja nur helfen!"
VA: "Sie möchten in Ruhe gelassen werden."
AP: "Mein Sohn kommt immer nur so kurz. Für seine Mutter hat er ja nie Zeit."
GP: "Er war heute vormittag eh da. Und gestern auch."
VA: "Sie hätten gerne, dass er öfter kommt."
AP: "Das ist ein Saufraß heute. Der Koch sollte kochen lernen."
GP: "Ich weiß gar nicht, was Sie da auszusetzen haben, allen anderen schmeckt es."
VA: "Heute schmeckt es Ihnen gar nicht." oder "Sie haben früher besser gekocht."
AP: "Haben Sie meinen Mann gesehen?" (Der Mann ist vor einem halben Jahr gestorben)
GP: "Ihr Mann ist ja schon verstorben." oder "Nein, aber er wird sicher bald kommen"
VA: "Sie vermissen ihn sehr."
Frau K. ist 90 Jahre alt und seit einigen Wochen im Heim. Sie geht den ganzen Tag mit ihrem Rollator unruhig am Gang herum.
Frau K: "Ich gehe jetzt nach Hause."
GP: "Sie können nicht nach Hause, Frau K. Ihr Zuhause ist jetzt hier im Heim."
VA: "Nach Hause wollen Sie. Sie werden dort gebraucht."
Was ist allen diesen Beispielen gemeinsam? Es geht in der Validation nicht um Realitätsorientierung, d.h. wir klären die Menschen nicht auf und lügen sie schon gar nicht an, sondern wir erkennen wertschätzend das an, was sie sagen und sprechen die dahinterstehenden Bedürfnisse an.
Was kann ich für Sie tun?
Folgende Bücher bieten eine Einführung in die Validation und sind daher auch für Angehörige von desorientierten und sehr alten Menschen gut geeignet: